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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 7 – Galápagos-Krimi auf „Deutsch“

In der Regel liest man Bücher aus Interesse an einem Thema, einer Person oder einem Ort. Oft sind es erfundene Geschichten, Romane, Krimis oder Biografien. Als ich zum ersten Mal die Galápagos-Inseln besuchen wollte, kaufte ich mir das kleine Taschenbuch „Postlagernd Floreana“, geschrieben von Margret Wittmer und 1995 veröffentlicht. Selten hat mich eine Erzählung so überrascht und gefesselt wie das Buch dieser Frau, in dem sie aus ihrem Leben auf der einsamen Insel Floreana berichtet. Was sich auf Floreana abgespielt hat, ist bester Krimistoff und eigentlich unglaublich.

Die Kölnerin Margret Wittmer kommt 1932 mit ihrem Mann und dessen zwölfjährigem Sohn Harry auf die einsame Vulkaninsel Floreana, um sich von den europäischen Entwicklungen abzuwenden und in der Inselabgeschiedenheit ein neues Leben aufzubauen. Ihr erster provisorischer Unterschlupf ist eine alte Piratenhöhle. Das Inselleben entpuppt sich schnell härter als erwartet. Und der erhoffte Inselfrieden wird immer wieder durch sehr seltsame Menschen und Vorkommnisse überschattet.

Vor der Ankunft der Wittmers waren bereits 1929 Dr. Friedrich Ritter und seine Geliebte Dore Strauch aus Baden auf die bis dahin unbewohnte Insel gekommen, um ein Leben fernab jeder Zivilisation zu führen. Friedrich Ritter war ausgebildeter Arzt mit einer eigenwilligen Philosophie. Er wollte beweisen, dass man ohne Fleischkonsum und ohne Kleidung um die 140 Jahre alt werden kann. Er und seine Geliebte ließen sich alle Zähne ziehen und angeblich ein Gebiss (für beide!) aus Edelstahl fertigen für eventuelle Notfälle. Auf Floreana bewegten sie sich meistens nackt. Von den Aussteigern erschienen Berichte in deutschen Zeitungen, aufgrund derer sich die Wittmers ebenfalls entschließen, auf die ferne Galápagos-Insel zu ziehen. Und dort prallen in der Abgeschiedenheit zwei völlig unterschiedliche Weltanschauungen aufeinander. Die bürgerlichen Wittmers stören die gewollte Isolation der „Ideologen ohne Zähne“…

Endgültig ist es jedoch mit dem Inselfrieden vorbei, als nur wenige Monate später eine weitere illustre Truppe Floreana erreicht. Die angebliche Baroness Eloise Wagner de Bousquet aus Österreich bringt ihre zwei deutschen Liebhaber Rudolf Lorenz und Robert Philippson mit. Gerüchten zufolge war die vermeintliche Baroness während des Ersten Weltkriegs eine Spionin und anschließend Tänzerin in Konstantinopel. Vor ihrer Anreise hatten die drei eine Boutique in Paris und wollten nun ein Hotel für Millionäre auf Floreana bauen. Amerikanische Zeitungen feiern die extravagante Baroness als „Kaiserin von Floreana“. Ihr Besitzanspruch auf die einzige Quelle der Insel kommt einer Kriegserklärung an Ritter & Strauch sowie die Wittmers gleich. Weiter sorgt sie für Krawall, indem sie jegliche Post öffnet und liest, Vorräte für sich „beschlagnahmt“ und mit Peitschen und Pistolen rumhantiert. Ihre Liebhaber vergöttern sie, aber die anderen Inselbewohner hassen sie mehr und mehr. Es soll mehrere gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben haben.

Auch innerhalb der drei Wahl-Gruppierungen gibt es vermehrt Unmut. Rudolf Lorenz wird von der Baroness zunehmend wie ein Sklave behandelt und von Robert Philippson geschlagen. Er flieht oft zu den Wittmers aus Angst, ermordet zu werden. Dore Strauch erkrankt an Multipler Sklerose und ihr Gefährte, Friedrich Ritter, wendet sich immer mehr von ihr ab und der Baroness zu. Er soll Dore Strauch sogar misshandelt haben. Heinz Wittmer wiederum verbringt oft Zeit mit Dore Strauch, was Margret Wittmer missfällt. Die konfliktgeladene Situation eskaliert im März 1934, als die Baroness und der von ihr bevorzugte Robert Phillipson plötzlich spurlos verschwinden. Da zu der Zeit kein Schiff Floreana angesteuert hat, ist die Sache sofort klar: die beiden wurden umgebracht und jede/r der Inselbewohner könnte der mögliche Täter sein.

Rudolf Lorenz heuert ein paar Monate später auf einem Schiff an, um nach Deutschland zurückzukehren. Allerdings kentert das Schiff und alle Schiffbrüchigen verdursten auf der wasserlosen Nachbarinsel Marchena. Noch im selben Jahr stirbt der bekennende Vegetarier Dr. Ritter an einer Fleischvergiftung! Zubereitet wurde das Hähnchenfleisch von Dore Strauch, was dem Arzt angeblich in letzter Sekunde folgende Worte aus dem sterbenden Mund entlockte: „Ich verfluche dich im letzten Atemzug.“ Dore Strauch kehrt zurück nach Deutschland und stirbt dort an einer Herzerkrankung.

All diese Ereignisse auf Floreana gehen als „Galápagos-Affäre“ durch die Medien und damit um die ganze Welt. Sie sorgen für literarische und filmische Verarbeitungen und werden niemals restlos aufgeklärt.

Am Ende bleiben auf der Insel nur die Wittmers, deren Familie gewachsen ist mit dem 1932 geborenen Sohn Rolf und der 1937 geborenen Tochter Ingeborg. Aber die seltsame Todesserie auf Floreana setzt sich weiter fort. Harry ertrinkt 1951 mit nur 33 Jahren bei einem Bootsunfall. Ingeborg heiratet 1957 den Hafenmeister Mario Garcia, der 1969 bei einem Jagdausflug auf der Insel spurlos verschwindet und dessen Leiche man angeblich nie gefunden hat.

Heute leben etwa 100 Menschen in Puerto Velasco Ibarra, dem einzigen Ort auf der Insel. Man sagt, dass alle auf den Galápagos-Inseln den „Todesfluch von Floreana“ kennen und bis heute nicht so gerne auf dieser Insel übernachten.

Seit 1792 steht in der sogenannten „Post Office Bay“ ein Fass, in welches die Besatzungen der vorbeikommenden Schiffe ihre Heimatpost einwarfen, welche von den nach Europa zurücksegelnden Schiffen mitgenommen wurde. Dieser Brauch hat sich bis heute bewahren können.
Auf der Pier von Floreana steht die goldene Büste von „Don Rolf Wittmer“, dem ersten auf Floreana geborenen Insulaner. Nichts erinnert an die Tragödien, die sich auf diesem Eiland einst abgespielt haben. Besuchergruppen kommen nach Floreana, um die hiesigen Meeresschildkröten, Seelöwen, Haie, Rochen sowie die rosafarbenen Flamingos zu bestaunen.

Sollten Sie die Galápagos-Inseln besuchen, so empfehle ich Ihnen wärmstens „Postlagernd Floreana“ – ein wahrer Kriminalroman, der genau so stattgefunden hat. Oder doch nur so ähnlich? Ganz genau weiß das ja bis heute niemand…

„Hasta la próxima semana“,

Martina Ehrlich

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