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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 40 – „dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen”

Wie schon angekündigt, geht es diese Woche um andere besondere Hasen in Südamerika. Um diesen eigenartig aussehenden Tieren in freier Natur zu begegnen, müssen Sie nach Patagonien reisen. Der sogenannte „Pampashase“ ist in Argentinien endemisch.

Die Pampashasen oder Maras (Dolichotinae) bilden eine Unterfamilie der Meerschweinchen und gehören damit zu den Nagetieren. Es gibt nur eine Gattung (Dolichotis) mit zwei Arten – dem „Eigentlichen oder Großen Pampashasen“ bzw. Mara (D. patagonum) und dem „Kleinen Pampashasen“ bzw. Mara (D. salinicola). Der Große Pampashase ist etwa 30 cm größer als der Kleine Pampashase. Das Weibchen bei den Großen Maras hat ein Gewicht von etwa 8 Kilogramm, das Männchen ist etwas leichter. Pampashasen gelten als viertgrößte Nagetiere der Welt nach Wasserschweinen, Bibern und den Großen Stachelschweinen.

Das Verbreitungsgebiet des Pampashasen reicht ungefähr vom 28. bis zum 50. Breitengrad, das heißt von den argentinischen Provinzen Catamarca und Córdoba im Norden bis nach Santa Cruz im Süden. Als Lebensraum bevorzugen sie offene, meist etwas tiefer gelegene und damit windgeschützte Grassteppen und Dornstrauchsavannen – auch einfach nur Pampa genannt. Ebenso können lichte Wälder mit Büschen und Bäumen als Sichtschutz und Deckung in trockenen Regionen ihr Habitat sein.

Pampashasen sind tagaktiv und sie verbringen die meiste Zeit mit Fressen und Ausruhen an einem sonnigen Platz. Zur Nachtruhe begeben sie sich in dichte, schützende Vegetation oder benutzen die Baue von anderen Tieren.

Je nach Bedarf bewegen sie sich sehr unterschiedlich fort. Sie können langsam gehen, wie die echten Hasen hoppeln oder auch mit allen vier Beinen gleichzeitig hüpfen. Dabei können sie über einen längeren Zeitraum bis zu 45 Stundenkilometer schnell sein! In Ruhepositionen sitzen sie entweder auf ihrem Gesäß mit ausgestreckten Vorderbeinen oder sie liegen mit katzenartig unter der Brust verschränkten Vorderbeinen.

Der Körperbau der Pampashasen unterscheidet sich deutlich von dem anderer Arten der Meerschweinchen. Maras haben relativ lange Beine und die Hinterbeine sind länger als die Vorderbeine. Die Vorderfüße haben vier Zehen mit scharfen Krallen und die Hinterfüße drei Zehen, die hufähnlich ausgebildet sind. Sitzend erinnert das Tier mit den länglichen Ohren an einen Hasen, im Stehen jedoch eher an ein kleines Huftier.

Witzig sieht der Pampashase im Stehen von hinten aus. Sein Fell ist über den Beinen scharf abgesetzt und bildet so zwei waagrechte Streifen – unten weiß und oben schwarz. Das sieht aus wie ein Röckchen.

Im Sozialverhalten zeigen Pampashasen die unter Säugetieren einmalige Kombination aus Monogamie und gemeinsamer Jungenaufzucht. Maras leben streng monogam, Paare bleiben beisammen und üblicherweise kommt es nur beim Tod eines Partners zum Partnerwechsel. Der Grund dafür dürfte vorrangig in der extremen Kürze der Empfängnisbereitschaft der Weibchen liegen, sie sind nur alle 3 bis 4 Monate für eine halbe Stunde empfängnisbereit. Die Paarbindung wird vorrangig vom Männchen aufrechterhalten, es folgt dem Weibchen überall hin. Üblicherweise besprüht das Männchen das Weibchen mit Urin und den Boden rund um das Weibchen mit Analdrüsensekret und Kot, um andere Männchen fernzuhalten und den eigenen Besitzanspruch aufrechtzuerhalten. Auch Weibchen besprühen ab und an das Gesicht des Männchens mit Urin – vermutlich um ihm anzuzeigen, dass es nicht empfängnisbereit ist.

Die Paarung erfolgt saisonal und die meisten Geburten fallen in die Monate August bis November, weil in dieser Zeit in ihrem Lebensraum der Frühling einsetzt. Die Tragzeit beträgt durchschnittlich 100 Tage, geworfen werden i.d.R. zwei Jungtiere. Während der Trage- und Säugezeit muss das Weibchen viel mehr fressen als das Männchen. Die Männchen verbringen diese Zeit neben dem Weibchen sitzend und Wache haltend vor Fressfeinden und Nebenbuhlern.

Neugeborene Pampashasen wiegen zwischen 480 bis 730 Gramm. Maras sind Nestflüchter und können somit sofort nach der Geburt laufen. Zur Aufzucht der Jungen errichten bis zu 29 Paare ein gemeinsames Lager mit mehreren Erdbauten, in dem bis zu 33 Jungtiere leben. Das Weibchen kommt einmal pro Tag für rund eine Stunde in den Bau, um ihre Jungen zu säugen. Jedes Weibchen versucht nach Möglichkeit, nur die eigenen Jungtiere zu säugen. Sie erkennt diese am Geruch und an der Stimme. Die Sterblichkeit der Jungtiere ist hoch, was neben den Fressfeinden auch an Krankheiten und Unterkühlung liegt. Je größer das Jungtierlager, desto höher sind die Überlebenschancen.

Während der ersten drei Wochen bleiben die Jungtiere im oder nahe beim Lager und halten engen Körperkontakt. In einer zweiten Phase folgen die Jungen den Eltern bei der Nahrungssuche und die endgültige Entwöhnung erfolgt nach etwa 80 Tagen. Die Geschlechtsreife tritt schon mit rund acht Monaten ein. Die Lebenserwartung liegt bei etwa 10 Jahren. Zu den natürlichen Feinden der Pampashasen zählen Raubtiere wie Pampaskatzen, Kleinfleckkatzen, Pumas und Pampasfüchse. Den Jungtieren können diverse Greifvögel gefährlich werden.

Mehrere Paare bilden zusammen lose Verbände, die bis zu 70 Tiere umfassen können. Die Männchen erstellen eine Rangordnung untereinander, indem sie wieder das Besprühen mit Urin praktizieren, ihr Gesäß präsentieren und sich beißfreudige Verfolgungsjagden liefern. Jedes einzelne Paar bewohnt wiederum ein eigenes Revier von rund 10 Hektar Größe. Durch Wanderungen verschieben sich allerdings die Reviergrenzen ständig, woraus sich aufs Jahr gerechnet eine Reviergröße von 33 bis 200 Hektar ergibt. Im Lauf der Zeit kommt es somit zu starken Überlappungen der Territorien der einzelnen Paare.

Pampashasen kommunizieren mit Quietschlauten, die der Kontaktaufnahme dienen. Grunzlaute werden ausgestoßen bei Bedrohung. Der visuellen Kommunikationen dient auch das Sträuben der Haare und das Klappern mit den Zähnen.

Generell sind Pampashasen sehr effiziente Nahrungsverwerter. So brauchen sie weniger Nahrung pro Kilogramm Körpergewicht als etwa Schafe oder Rinder. Sie sind Pflanzenfresser und verspeisen Gräser, Kräuter und Büsche. Zur besseren Verwertung der Nahrung praktizieren sie das nochmalige Verzehren des Kotes. Auf diese Weise können die Tiere die schwer verdauliche, zellulosehaltige Nahrung auf bestmögliche Weise verwerten. Der nach der erneuten Verdauung entstehende Kot ist trocken, er wird nicht wieder aufgenommen.

Als weidende Pflanzenfresser haben Maras einen großen Einfluss auf das lokale Ökosystem. Durch ihre Nahrungsaufnahme und das Wiederausscheiden verbreiten sie die Samen vieler Pflanzen. Die Bestände der Pampashasen sind heute abnehmend und sie werden auf der Roten Liste der IUCN als “Near Threatened” eingestuft.

Hatten Sie vorher schon mal was von Pampashasen oder Maras gehört? – Ich finde sie einfach großartig und erfreue mich immer wieder an ihrem lustigen, außergewöhnlichen Aussehen. Auf der Peninsula Valdés kann man Pampashasen normalerweise sehr gut zu Gesicht bekommen – also, wenn Sie mal eine Reise nach Patagonien planen, fragen Sie gerne speziell nach der Gegend, in der sich „Fuchs und Hase gute Nacht sagen“.

Hasta la proxima semana

Martina Ehrlich

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