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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 33 – unbekanntes Kolumbien: wilde Pazifikküste

Wie schon erwähnt, war ich vorletztes Jahr mal wieder in Kolumbien. Ich war sehr gespannt auf dieses Land, das ich in überraschend positiver Erinnerung hatte von vorherigen Besuchen. Diesmal wollte ich mir auch Regionen Kolumbiens ansehen, die abseits der gängigen Routen liegen. Ich wollte unter anderem auch die Pazifikküste erkunden, die nach wie vor als schwer zugänglich gilt, andererseits mit einzigartigen Regenwäldern und einer unglaublich großen Artenvielfalt aufwartet. So plante ich zusammen mit meinem Mann den Besuch dieser abgeschiedenen Gegend.

Allein schon die Anreise ist spannend. Los geht es mit einem kleinen Flieger mit um die 20 Passagieren ab Medellín. Medellín liegt auf etwa 1.500 Metern überm Meeresspiegel und um die 200 Kilometer Luftlinie von der Pazifikküste entfernt. Die kleine Propellermaschine hebt über der Millionenstadt ab und schenkt uns sogleich spektakuläre Ausblicke auf die besiedelten Hügel Medellíns. Hüpfend zwischen den vereinzelten Wolken arbeitet sich der Flieger höher und höher auf seinem Weg nach Westen. Die Besiedlung nimmt immer mehr ab und bald verschwindet sie gänzlich. Unter und um uns breiten sich die Wolken aus und versperren zeitweise komplett die Sicht. Als sie sich wieder öffnen, überwältigt uns ein grandioser Anblick von üppig mit Urwald überwucherten Bergen. Unser Flieger hüpft durch die Wolken und über die bewaldete Küstenkordillere immer weiter Richtung Meer. Wir sind total fasziniert von so viel Dschungel unter uns – an Angst in der kleinen Propellermaschine ist gar nicht zu denken. – Und dann geht es irgendwie ganz schnell. Der Flieger verliert immer mehr an Höhe, Druckausgleich ist vonnöten und wir erspähen erste Fetzen vom Meer.

Der Landeanflug nach dem kurzen Flug zeigt uns, dass wir in einer ganz anderen Welt ankommen. Auf die etwas holprige Landung auf dem mini Flughafen von Bahía Solano folgt die händische Kontrolle der Ausweise sowie die Ausgabe des Gepäcks. Fast ausschließlich farbige Menschen leben in der Pazifikregion Chocó Kolumbiens. In dem Durcheinander von seltsamen fahrbaren Untersätzen finden auch wir unseren Abholer und sitzen sogleich auf einem völlig überladenen Pickup, der uns zu unserer Eco Lodge nahe des Utría National Natural Parks bringen soll. Die Fahrt ist abenteuerlich – Matsch, Regen, Schlaglöcher, Steine und lädierte Federn lassen alle Körperteile tanzen. Hier regnet es an mindestens 300 Tagen pro Jahr, wobei sich der jährliche Niederschlag auf etwa 10.000 Liter pro Quadratmeter summiert. Da sind Erdpisten echt eine Herausforderung. Wir sind froh, als wir ankommen.

Willkommen in einer herrlichen Eco Lodge! Wow – wie schön! Wir wohnen sozusagen direkt gegenüber dem Strand am Pazifik. Wir erhalten eine Einführung und eine Metall-Wasserflasche als Willkommensgeschenk. Hier gibt es keinerlei Plastik auf dem Gelände, alle Nahrungsmittel werden im Lodge-eigenen Garten angebaut oder von lokalen Fischern, Bäckern usw. gekauft, eine Biotherme versorgt die Anlage mit Strom – das hat echtes Konzept!

Besonders freuen wir uns, dass wir eine Hütte weitab zugewiesen bekommen. Wir müssen zwar etliche feuchte und wacklige Stufen erklimmen, sind aber damit direkt am Urwald mit all den exotischen Geräuschen, einer Freiluftdusche und einem sagenhaften Ausblick aufs Meer. Dass dies tatsächlich ein einzigartiger Flecken Erde ist, erfahren wir in den kommenden Tagen immer wieder. Gut – man muss sich mit dem vielen Regen arrangieren, mit der ein oder anderen tierischen Überraschung im Zimmer, aber welch unvergessliche Eindrücke dürfen wir dafür mitnehmen. Verschiedene Ausflüge auf dem Meer, im überschäumenden Urwald sowie in den üppigen Mangrovenwäldern lassen uns staunen und zeigen uns, dass wir hier in einem noch nahezu intakten Ökosystem zu Besuch sind.

Der kolumbianische Naturpark „Parque Nacional Natural Utría“ wurde 1987 geschaffen. Er erstreckt sich über eine Fläche von fast 650 Quadratkilometer entlang der Pazifikküste im Departement Chocó. Er reicht vom Meer bis zu Bergen mit einer Höhe von bis zu 1.200 Metern. Die durchschnittliche Temperatur liegt zwischen 23 und 30 Grad Celsius und die relative Luftfeuchtigkeit bei 80 bis 95 Prozent bei extrem viel Regenfällen. Das Gebiet besitzt eine der weltweit größten Biodiversitäten, was wahrscheinlich an dem nahtlosen Übergang von Primärregenwald zur Meeresküste ist. Die Vogelwelt ist mit etwa 270 Arten extrem reichhaltig. Es soll über 140 Froschlurch-Arten sowie etwa 70 Reptilien-Arten geben. Die größten Landsäugetiere sind der Große Ameisenbär, der Ozelot sowie der Jaguar – der König der Urwälder Lateinamerikas.

Der bekannteste und am einfachsten zugängliche Bereich des Schutzgebiets ist die sogenannte „Ensenada de Utría“ – eine langgestreckte, fjordartige Meeresbucht. Diese wird an den flachen Uferbereichen von Sandstränden und Mangrovensümpfen gesäumt. Bei unserem Besuch war ich extrem fasziniert und musste feststellen, dass ich noch nie so viele und so riesige Bromelien gesehen habe.

Von Mai bis November sind die warmen Gewässer vor der Pazifikküste die „Kinderstube“ für die beeindruckenden Buckelwale – „Megaptera novaeangliae“, die die Region zur Fortpflanzung aufsuchen und manchmal direkt in der Ensenada mit ihren Babys zu sehen sind. Sogar ein kleines Korallenriff gibt es am Eingang der Ensenada, etwa 100 Fischarten und ebenso viele Krebstierarten sind in der Gegend beheimatet.

Es fällt mir etwas schwer, ein einzelnes Foto für diesen Beitrag auszuwählen. Nehme ich ein Bild der herrlichen Eco Lodge, ein Foto der Buckelwale, die wir begeistert gesehen haben? Oder doch eines, dass die üppige exotische Vegetation oder die unzähligen riesigen Bromelien zeigt? – Nun, ich habe das Wal-Foto gewählt. Finden Sie es gut oder hätten Sie lieber ein anderes gehabt?

Kolumbien kann mit einer Vielzahl von Überraschungen aufwarten – die artenreiche Pazifikküste gehört definitiv dazu. Für mich war der Besuch der Pazifikregion Chocó ein unvergessliches Erlebnis, angefangen bei der abenteuerlichen Anreise über unsere Dschungel-Unterkunft bis hin zur einzigartigen Flora und Fauna. Es ist noch einer der besonderen Flecken unserer Erde, wo wir uns tatsächlich wie Besucher in einem eigenen intakten und für sich existierenden Kosmos fühlen dürfen. Die Rückreise nach Medellín kam viel zu schnell und gerne wären wir länger geblieben. Dennoch ist es ein gutes Gefühl, einen solchen Ort zurückzulassen in dem Wissen, dass er noch lange seinen eigenen Takt schlagen wird.

Bis nächste Woche,

Martina Ehrlich

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