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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 27 – der südamerikanische Riese

Aufgrund seiner Landesfläche ist Brasilien der fünftgrößte Staat der Erde. Er nimmt 47,3 Prozent und damit nahezu die Hälfte des Südamerikanischen Kontinents ein – ein wahrer Gigant! Bis auf zwei Länder hat Brasilien mit jedem anderen südamerikanischen Staat eine gemeinsame Grenze. Kennen Sie die beiden Länder? – Genau, es sind Ecuador und Chile.

Allein schon aufgrund dieser immensen Landesfläche ist Brasilien weit mehr als die gemeinhin herrschenden Klischees. Hätten Sie zum Beispiel das Titelbild dieser Blog-Ausgabe mit Brasilien in Verbindung gebracht? Die meisten von Ihnen wohl eher nicht, oder?

Ich selbst mag den südamerikanischen Riesen sehr. Wahrscheinlich wegen der positiven, zwischenmenschlichen Grundstimmung und unzähligen herzlichen Begegnungen mit den BrasilianerInnen. Aber vor allem auch wegen den so unterschiedlichen, wunderschönen und immer wieder überraschenden Landschaften Brasiliens. Auf deren geologischen Hintergrund möchte ich heute mal eingehen.

Mit 6 Millionen Quadratkilometern gehört der größte Anteil der brasilianischen Landesfläche zum sogenannten Brasilianischen Schild mit einer durchschnittlichen Höhe von Fünfhundert bis Tausend Meter über dem Meeresspiegel. Dieser Brasilianische Schild ist Teil der Präkambrischen Gebirgsmasse des ursprünglichen „alten“ südamerikanischen Kontinents. Dies wiederum bedeutet, dass der Boden etwa 600 Millionen Jahre alt ist! Das alte Massiv selbst – auch Rumpfgebirge genannt – besteht aus metamorphen Gesteinen wie Glimmerschiefer, Quarz und Gneis. Dieses alte Gestein des Hochlandes Brasiliens wird Planalto genannt und ist äußerst reich an Mineralien, allem voran Eisen, Bauxit, Gold und Diamanten. Das sogenannte Guyana-Schild in Venezuela mit seinen typischen Tafelbergen ist die geologische Fortsetzung des Brasilianischen Schildes, denn beide sind unter der Amazonassenke miteinander verbunden. Im Amazonasbecken überlagern jüngere Sedimentschichten das alte Gestein.

Bei der Auffaltung der Anden im Westen des südamerikanischen Kontinents vor etwa 60 Millionen Jahren waren die weit östlich gelegenen Gebiete – heutiges Brasilien – geologisch nicht betroffen. Außer kleinen Hebungen und Senkungen sowie Sedimentablagerungen und Zeiten der Vergletscherung erlebte das Gebiet während der vergangenen 500 Millionen Jahre keine gravierenden Veränderungen.

Die heutige Landschaft Brasiliens wurde hauptsächlich von den Flussläufen gestaltet, denn mit Hebung der Anden wurde vielen Flüssen der einstige natürliche Zulauf in den Pazifik abgeschnitten. Dadurch entstanden östlich des neuen Gebirges große Binnenmeere oder Binnenseen, bevor die Flüsse sich einen Weg zum Atlantik bahnten. Das Pantanál ist ein aktueller Zeuge der damaligen Vorgänge, ebenso das geringe Gefälle vieler Flüsse und die damit verbundene langsame Fließgeschwindigkeit. 

Allerdings wurde das Brasilianische Schild im Laufe der Erdgeschichte durch Vulkaneruptionen über weite Teile mit dicken Basaltschichten überlagert. Dies geschah im Zeitalter des „Mesozoikum“. So fließt beispielsweise im südlichen Brasilien der berühmte Rio Iguaçú 1.320 Kilometer über den so genannten Paraná-Basaltsockel, der mit seiner Fläche von über einer Million Quadratkilometer eine der größten Lavamassen der Erde bildet. Genau an der Stelle, an der wir die spektakulären Wasserfälle von Iguaçú bestaunen, bricht der Basaltsockel abrupt ab und das Flusswasser hat im Laufe der Zeit die darunterliegende weichere Gesteinsschicht immer mehr eingeschnitten. Der Rio Iguaçú stürzt auf einer Breite von 2,7 Kilometern weit verzweigt über insgesamt gut 80 Meter in die Tiefe und zwängt sich anschließend durch eine enge, tiefe Schlucht. Im ebenfalls südlich gelegenen Naturpark Sete Cidades sind durch Wind- und Regenerosion die Basaltmassen teilweise frei gelegt worden und man kann die darunter liegende uralte rote Erde sehen, die durch die fortschreitende Erosion zu natürlichen Skulpturen geformt wird. Diese Erde ist dieselbe wie die des Ayers Rock in Australien.

Vor etwa 600 Millionen Jahren war das Gebiet des Brasilianischen Schildes Meeresboden. Diese Flächen, wenn sie nicht mit Lavamassen überdeckt sind, nennt man in Brasilien heute Campos Gerais. Während der folgenden 200 Millionen Jahre gab es diverse Hebungen und Verwerfungen, oft verbunden mit vulkanischen Eruptionen. Solche Prozesse brachten neue Berge und damit Landmasse hervor, die durch die Vulkanausbrüche mit mächtigen Sandablagerungen bedeckt wurden. Der Ursprung der Regionen in Brasilien mit harten Sandsteinwänden und –bergen datiert in diese Epoche zurück. Dies geschah im Karbonzeitalter vor mindestens 340 Millionen Jahren.

Danach folgte eine große Eiszeit, in der das gesamte Gebiet mit mächtigen Gletschermassen bedeckt war. Wiederum Millionen von Jahren vergingen, bis sich diese Gletscher wieder zurückzogen. Die Gletscher haben weiten Teilen Brasiliens den sanft hügeligen Charakter vererbt. Das Wasser der ehemaligen Gletscher formte Flussläufe und grub sich in die Täler ein. Die Stein- und Sandablagerungen in den Niederungen wurden durch die Gletscher weggeschoben und anschließend durch die Flüsse weggeschwemmt. Seit dem Zurückziehen der Gletscher arbeiten Wind und Regenwasser an der Landschaft und vor allem an den übrig gebliebenen Sandsteinablagerungen. Zu Wind- und Wassererosion kommen noch zusätzliche Faktoren wie Flechten und Pflanzen, die mit ihren Wurzeln und ihrer Pflanzensäure das Gestein verändern sowie starke tageszeitliche Temperaturschwankungen, die Risse im Gestein entstehen lassen.

Dennoch hat sich auf dem Brasilianischen Schild erdzeitgeschichtlich gesehen fast gar nichts verändert seit vielen Millionen von Jahren… Wenn wir also in Brasilien unterwegs sind, bewegen wir uns auf uraltem Boden. Dies erklärt auch die geringe Fruchtbarkeit des Bodens nach dem Abholzen der natürlichen Vegetation, denn der Boden ist schnell ausgelaugt und besitzt kaum Nährstoffe.

Ein erstaunliches Gedankenspiel in Südamerika finde ich, dass auf diesem uralten Boden im Osten des Kontinents eine unglaublich junge, spontane, lebensfrohe Bevölkerung lebt, wohingegen im geologisch gesehen jungen, nährstoffreichen Andengebirge mit extrem fruchtbarem Boden eher ruhige, traditionsreiche und erdbezogene Völker leben. – Wie sehen Sie das?

Bis nächste Woche viele Grüße

Martina Ehrlich

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