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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 14 – Kraftpakete der Tropen

Klein, aber voller Power! So könnte man die Blattschneiderameisen mit nur wenigen Worten beschreiben.

Wissenschaftlich gesehen gehören Blattschneiderameisen zur Familie der Ameisen (Formicidae) und zur Unterfamilie der Knotenameisen (Myrmicinae). Sie teilen sich in die Gattungen „Atta” und „Acromyrmex” auf. Sie haben sechs Beine, sind meist rotbraun gefärbt und sehen unseren einheimischen Ameisen recht ähnlich. Die meisten von ihnen besitzen keine Flügel, nur die Königin und die Männchen haben welche. Zwischen Kopf und Brust sowie zwischen Brust und Hinterleib sieht der Körper wie „eingeschnürt“ aus. Wegen dieser wie kleine Knoten aussehenden „eingeschnürten Stellen“ gehören sie zur Gruppe der Knotenameisen, von denen es weltweit etwa 3000 verschiedene Arten gibt. Vertreter der Knotenameisen gibt es auf der ganzen Welt, Blattschneiderameisen hingegen ausschließlich im tropischen Mittel- und Südamerika.

Innerhalb einer Familiengruppe können Blattschneiderameisen recht unterschiedlich aussehen: Die im und am Nest tätigen Arbeiterinnen werden nur wenige Millimeter groß. Deutlich größer sind hingegen die bis zu 23mm großen Soldatinnen, die das Nest verteidigen sowie die Arbeiterinnen, die die Blattstücke vom Umland ins Nest transportieren. Diese werden bis zu 15 Millimeter groß.

Sie leben auf dem Boden im Laub und auf Sträuchern sowie Bäumen in Wäldern, Savannen, Steppen, auf Viehweiden und auch in Gärten und auf Plantagen. Wie lange eine einzelne Blattschneiderameise lebt, weiß man noch nicht so genau. Als sicher gilt, dass das Leben der Arbeiterinnen ist sehr viel kürzer als das der Königinnen ist. Diese werden auf jeden Fall mehrere Jahre alt, manche angeblich sogar 15-20 Jahre.

Wenn man durch einen Tropenwald oder Steppenlandschaft pirscht und dabei auf Blattschneiderameisen trifft, erkennt man diese sofort, weil unzählige Arbeiterinnen auf festen Routen auf ihrem Rücken mega große Blattstücke von irgendwoher in ihren Bau schleppen. Je nachdem, wie lange eine einzelne Ameisenstraße für den Blättertransport bereits genutzt wird, ist diese mehr oder weniger breit und tief. Die Blattschneiderameisen tragen große, aus Pflanzenblättern herausgebissene grüne Blattstückchen oder sogar bunte Blüten über weite Wege in ihren unterirdischen Bau. Diese Blattstückchen oder Blüten halten sie mit dem ersten ihrer insgesamt drei Beinpaare hoch über ihrem Kopf. Meist sind viele Ameisen in langen Reihen wie im Gänsemarsch hintereinander durch die Landschaft unterwegs, so dass sie nicht zu übersehen sind. Wie eine grün-bunte wackelig sich bewegende „Naturkette“ sieht man sie. Sofort fällt beim näheren Betrachten auf, dass die bunte Fracht meist um ein Vielfaches größer sind als die Ameise selbst. Entdecken kann man sie nur am Tag, die Nacht verbringen sie in ihrem Bau.

Nach Hochrechnungen sollen Blattschneiderameisen etwa ein Sechstel aller im Urwald Amazoniens wachsender Blätter „ernten“ und in ihre Nester transportieren! Das kann ich mir kaum vorstellen, wenn ich den Regenwald vor meinem inneren Auge sehe. Eine Kolonie von zwei Millionen Blattschneiderameisen soll jährlich mehrere dutzend Tonnen Blätter verarbeiten. Unglaublich! Um anderen Arbeiterinnen mitzuteilen, wo eine neue Nahrungsquelle gefunden wurde, legt diese auf ihrem Rückweg eine Duftspur bis zum Nesteingang. Damit sie den Rückweg überhaupt findet, hat sie schon während der Suche nach neuen Futterquellen eine unterbrochene Duftspur hinter sich zurückgelassen. Und wenn sie dann tatsächlich Futter gefunden hat, wird die Duftspur auf dem Rückweg zu einer durchgehenden Linie nachgebessert. Jede neue Arbeiterin auf der neuen Strecke verstärkt auf dem Rückweg die Duftspur. Je stärker die Duftspur, desto mehr Ameisen folgen ihr und verstärken sie damit weiter.

Für Plantagenbesitzer können sie zur echten Gefahr werden, denn sie können an nur einem einzigen Tag ganze Bäume oder Sträucher kahl beißen. Die Pflanzungen mit Schädlingsbekämpfungsmitteln oder sonstigem Gift zu spitzen, nutzt nichts gegen die Blattschneiderameisen. Denn die Blätter dienen ihnen nicht als Nahrung, sondern sie zerkauen diese nur und züchten in ihrem Nest auf den Blättern Pilze, denen die Blätter die nötigen Nährstoffe liefern. Die Pilze selbst bestehen aus einem dichten Geflecht von Pilzfäden, an deren Enden knöllchenförmige Verdickungen wachsen. Diese werden von den Ameisen abgepflückt und dienen ihnen selbst sowie der zahlreichen Brut als Nahrung. Der Pilzgarten wird ständig mit neuem Pflanzenbrei versorgt, es werden fremde Pilzsporen entfernt und der Pilzgarten wird vergrößert, indem sie einzelne Pilzfäden wie Stecklinge an anderer Stelle neu einpflanzen. Man bezeichnet die Blattschneiderameisen auch als ausgeklügelte Gärtner, denn sie pflegen ihre Pilzgärten innerhalb der warmen, feuchten Umgebung des Ameisennestes äußerst sorgfältig und unermüdlich.

In einem Blattschneiderameisenbau können bis zu zwei Millionen Tiere leben! Für die Fortpflanzung der Blattschneiderameisen sind ausschließlich die Königinnen zuständig. Sie entwickeln Flügel und werden beim sogenannten Hochzeitsflug von den wenigen ebenfalls geflügelten männlichen Tieren begattet. Dabei erhalten sie gleich so viel Samen, dass er ihnen ihr ganzes Leben lang ausreicht. Der Samen wird in einer speziellen Samentasche aufbewahrt, um immer wieder Eier damit befruchten zu können. Die Männchen sterben nach dem Hochzeitsflug.

Eine neue Kolonie wird dann von einer Königin gegründet, die in einer speziellen Tasche im Darm auch ein paar Pilzfäden mitbringt. Sie legt im neuen Nest ihre Eier ab. Nach nur fünf Tagen schlüpfen die Larven. Sie werden zuerst von der Königin versorgt, bis sie erwachsen sind. Von diesem Zeitpunkt an ist die Königin nur noch für das Eierlegen zuständig, während die Arbeiterinnen die nachfolgenden Generationen aufziehen. Im neuen Nest ist es auch sofort die Aufgabe der Geschlüpften, Blätter zu sammeln, Pilzgärten anzulegen, diese zu pflegen und die Königin ständig zu füttern. Es gibt dabei die Arbeiterinnen, die für den Blattnachschub zuständig sind und die, die unterirdisch die Gärten pflegen. Und dann gibt es noch die Soldatinnen, die den Bau sowie die Ameisenstraßen bewachen und potenzielle Angreifer heftigst attackieren. Man erkennt Soldatinnen an den riesig wirkenden Köpfen mit den kräftigen Kiefermuskeln und Beißwerkzeugen. Sie können auch einem zu neugierigen Menschen blutende Wunden zufügen. So wird das Nest größer und größer und besitzt etliche Gänge bis zu fünf Meter tief unter der Erde mit mehreren Wohnkammern, in denen immer noch mehr Pilze gezüchtet werden. Wird das Nest der Ameisen beschädigt, transportieren sie einen Teil ihrer Pilze in ein neues Nest und pflegen ihn dort einfach weiter.

Wenn man auf eine Blattschneiderameisenstraße trifft, ist es verlockend, dem Verlauf zu folgen. Manchmal klettert die Straße einen hohen Baum hinauf und man verliert sie aus dem Blickfeld, manchmal führt sie aber auch zum eigentlichen Ameisenbau. Und da gibt es dann nochmal eine Überraschung! Denn die Blattschneiderameisen sind sehr reinliche Tiere und halten ihre Gärten und Schlafkammern ganz sauber. Dazu legen sie regelrechte Abfallkammern an, in die sie allen Schmutz tragen, damit ihr Bau sauber bleibt. So sieht man am unterirdischen Nestbau oftmals die nahen oberirdischen Abraumhalden – große Hügel aus minikleinen Erdkügelchen.

Gefährlich werden den Blattschneiderameisen Insekten fressende Tiere wie Spinnen, Frösche, Ameisenbären, Gürteltiere und Vögel. In manchen Regionen auch der Mensch: in Nordperu gelten Ameisenköniginnen der Blattschneiderameisen als Leckerbissen. Sie sind zur Paarungszeit sehr groß und dick, werden dann eingesammelt und geröstet gegessen. Würden Sie’s probieren?

Mich persönlich faszinieren Blattschneiderameisen jedes Mal von neuem, wenn ich sie zu Gesicht bekomme und ich könnte sie stundenlang beobachten. So eine fette Ameisenkönigin würde ich mir allerdings nicht unbedingt freiwillig auf den Speiseplan schreiben. Aber wenn es die Situation ergibt? Vielleicht schon.

Beste Grüße,

Martina Ehrlich

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