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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 74 – wie von einer anderen Welt…

Es gibt Orte, die man auf Reisen besuchen kann, die sind wie von einer anderen Welt. Solch ein Ort ist sicherlich der Salar de Uyuni – die größte Salzpfanne unseres Planeten.

Allein schon die Anreise an diesen abgelegenen Ort in der Hochebene Boliviens ist ein Abenteuer. Das merkt man bereits daran, wenn man in Google Maps „Salar de Uyuni“ als Ziel eingibt von Potosí oder La Paz aus, den beiden Startpunkten für eine Anreise an den Salzsee. Da liest man dann „die Route nach „Salar de Uyuni“ konnte nicht berechnet werden. Man muss die dem Salzsee nächstgelegene Stadt Uyuni oder den nächstgelegenen Ort Colchani – eine Ansammlung sehr armseliger Behausungen am Rande des Salars – eingeben, dann findet man die Anreise-Routen. Von der Bergarbeitersiedlung Potosí aus sind das etwa 230 Kilometer und von La Paz aus je nach Route zwischen 520 und knapp 700 Kilometer, was in erstem Fall fünf und im zweiten Fall zwischen acht und zehn Stunden entspricht – je nach Straßenzustand.

Die Anfahrt an diesen so spektakulären Ort führt aus jeder Richtung zum Teil über üble Schotterpiste und das in anstrengender Höhenlage weit über 3.500 Meter über dem Meeresspiegel. Wenn wir mit unseren Gruppen zum Salar gestartet sind, haben wir im Vorfeld immer alles bis zum Anschlag aufgefüllt: den Dieseltank, die Wassertanks, Trinkwasser, Lebensmittelvorräte und Medikamente gegen die Höhenkrankheit. Die Tage zwischen La Paz, dem Salzsee und Potosí waren immer anstrengend und eine Herausforderung – aber auch einer der absoluten Höhepunkte einer jeden Reise!

Der Salar de Uyuni liegt im Südwesten Boliviens als Teil des Altiplano auf einer Höhe von 3.653 Metern über dem Meeresspiegel. Seine an manchen Stellen bis zu sieben Meter dicke Salzkruste wurde vor rund 10.000 Jahren durch das Austrocknen eines riesigen Andensees gebildet. Seine Flächenangaben variieren zwischen 10.000 und knapp 12.000 Quadratkilometern – wie auch immer – er ist damit der größte Salzsee unserer Erde. Unter der Salzkruste liegt eine Sole aus Wasser, Salz und Schlamm, die an manchen Stellen über hundert Meter tief ist. Wenn man von weitem auf den Salar de Uyuni zufährt, flimmert er wie ein unwirklicher riesiger weißer See, der an seinen Rändern wie ein Aquarell langsam in die Erdfarben der Umgebung übergeht.

Das eigentliche Erlebnis des Salars besteht jedoch darin, auf den See zu fahren. Und hier muss man wissen, wo das möglich ist. Denn an den Rändern sowie auch um alle „Inseln“ – Hügel, die sich aus der Salzfläche erheben – ist die Salzkruste musig und weich. Wenn man also mit einem Fahrzeug unachtsam oder unwissend „irgendwo“ auf den Salzsee auffahren möchte, ist die Gefahr des Einsackens und Wegsinkens sehr, sehr groß.

Die sicherste und meistgenutzte Auffahrt ist bei Colchani. Der erbärmliche Ort lebt von der Salzverarbeitung. Die Männer der Familien tragen das Salz mühsam vom Salar ab, während die Frauen und Kinder es nach der Trocknung in den einfachen Häusern in kleine Plastiksäckchen verpacken, die sie dann über Bunsenbrennern verschweißen. Das Klima ist brutal – es gibt Temperaturunterschiede bis zu 60 Grad Celsius zwischen Tag und Nacht während der Trockenzeit. Da kann es in der Höhenmittagssonne bis zu plus 35 Grad heiß sein und nachts in klaren Nächten bis zu minus 25 Gard kalt werden. Heizungen in den einfachen Lehm- oder Salzhäusern – Fehlanzeige. Vor der Sonne schützende Cremes – Fehlanzeige. Wenn man in und um Colchani die Männer, Frauen und Kinder sich vor Sonne, Wind und Kälte schützend dick eingemummt ihrer täglichen Arbeit nachgehen sieht, schämt man sich, dass man jemals in seinem eigenen Leben über etwas geklagt hat. Es ist ein Leben voller Entbehrungen und doch das einzige, das diesen Leuten ihren Lebensunterhalt einbringt. Die komplette Salzmenge des Salar de Uyuni wird auf ungefähr zehn Milliarden Tonnen geschätzt, wovon jährlich etwa 25.000 Tonnen abgebaut und in die Städte transportiert werden.

Der Salar de Uyuni selbst ist frei von jedem Leben. Nur in ein paar Wasseraugen an den Uferzonen sind ab und an Flamingos anzutreffen. Und auf den „Landinseln“ gibt es Vizcachas und Vögel. Wenn man einmal drauf ist, kann man selbst mit schweren Bussen und LKWs den Salzsee befahren. Und das ist ein unbeschreibliches Erlebnis! Es fühlt sich an wie auf einer gigantischen, komplett ebenen verharschten Eisfläche – und so hört sich das knirschende Salz unter den Reifen auch an. Nach mehreren Besuchen des Salar de Uyuni mit unseren Reisegruppen lernten wir mehr und mehr, wie wir uns sicher auf der Salzkruste bewegen konnten – wo man achtgeben musste und wo man getrost der sicheren Salzschicht vertrauen konnte. Wir verbrachten stets einen kompletten Tag auf dem Salz und dieser wurde zu einem unvergesslichen Spaß sowie zu einem intensiven Erlebnis der Superlative. Zuerst fuhren wir entlang der sichtbaren Fahrspuren unzähliger Jeeps und LKW, dann aber verließen wir diese und fuhren querfeldein in die Welt aus Weiß. Oben Himmel – unten Salz, oben strahlend blau – unten gleisend weiß. Wir legten sphärische Musik ein und beschleunigten das Reisefahrzeug wie auf einer Autobahn. Langsam fuhren wir weite Schlangenlinien, dann mehrmals einen riesigen Kreis in die eine, dann in die andere Richtung. Als wir schließlich ein Reisefahrzeug mit Tempomat hatten, kamen wir auf eine kuriose Idee: Ich kletterte während der Fahrt als erste durch den offenen Durchgang nach hinten in den Fahrgastraum und begann unseren Gästen Kekse anzubieten. Und dann verließ auch mein Partner den Fahrersitz und kam nach hinten in den Fahrgastraum – das Auto „flog“ also führerlos mit dem Tempomat über das weiße Nichts. Meistens dauerte es einen Moment, bis die Gäste diese irrationale Situation erfassten, (von der jedoch keinerlei Gefahr ausging).

Besonders eindrücklich war auch immer ein längerer Stopp mitten auf dem Salzsee ohne Blick zu irgendeiner „Insel“, einer Fahrspur oder einem anderen Fahrzeug. Der Motor wurde abgestellt und jede/r ging für sich allein sternförmig in eine andere Richtung. Niemand sprach und jede/r lauschte für sich allein zuerst den Schritten auf dem knackenden Salz und dann der Stille in dieser einzigartigen Welt. Jede/r von uns wurde zu einem kleinen Pünktchen in der scheinbaren Unendlichkeit aus Weiß. – Und dann holten wir die Tische und Stühle raus und richteten das Mittagsbuffet an dem wohl verrücktesten Mittagsplatz all unserer Reisen. Das Salz fürs Gemüse und die hartgekochten Eier schabten wir direkt vom Boden…

Natürlich wurden auch unzählige Fotos gemacht – einsame, unwirkliche, lustige – allesamt einzigartige. Und doch kann kein Foto die besondere Stimmung, diesen berauschenden Tag, der sich unauslöschlich ins Gedächtnis eingräbt, je festhalten.

Während der Regenzeit ab November bis in den April kann die Salzebene des Salar de Uyuni mit mehreren Dezimetern Wasser bedeckt sein. Dies schenkt dem Ort wiederum eine komplett andere bezaubernde Szenerie, denn die den Salar umgebende Landschaft sowie der komplette Himmel spiegeln sich auf der glatten Wasseroberfläche…

Ungefähr achtzig Kilometer von der Stadt Uyuni entfernt, liegt inmitten der Salzpfanne Isla Incahuasi, die für ihre vielen meterhohen und teilweise mehr als 1.200 Jahre alten Säulenkakteen bekannt ist. Eine weitere Insel ist die Isla del Pescado. Beide Inseln werden von den Agenturen aus Uyuni während des Ausfluges auf den Salar angefahren. Dort wird in der Regel Mittagspause gemacht. Ein kleiner Spaziergang lädt ein, die sagenhaften Fotomotive mit den Säulenkakteen und dem Salzsee im Hintergrund zu erkunden. Es ist ein eindrucksvoller Ort – allerdings spürt man hier meist nichts von der Stille und Einsamkeit, die den Salar de Uyuni für mich so unvergesslich machen.

Der Salar de Uyuni beherbergt außerdem eines der weltweit größten Lithiumvorkommen. Die armen Bewohner der Region erhofften sich aufgrund des neuerdings so gefragten Rohstoffs natürlich eine goldene Zukunft. Allerdings ist es aufgrund der abgelegenen und lebensfeindlichen Lage sowie der Beschaffenheit nicht so einfach mit dem Abbau des bolivianischen Lithiums… Am Salar de Uyuni wird nur ein Reinheitsgrad von 96 % des Lithiums erreicht. Aber für die Produktion von Lithium-Ionen-Akkus ist eine 99,5-prozentige Reinheit unabdinglich. Zudem erschwert die Regenzeit in der Region die Bedingungen, da währenddessen keine natürliche Verdunstung stattfindet. Das macht die Lithium-Produktion in Bolivien sehr viel teurer als zum Beispiel am nahen Salar de Atacama in Chile, da es dort so gut wie nie regnet und der Rohstoff in besserer Konzentration gewonnen wird. Bolivien scheint auch hier einmal mehr nach großer Hoffnung ein „Bettler auf dem goldenen Thron“ zu bleiben.

Die andere Seite der Medaille ist die, dass dadurch das absolut fantastische Naturgebiet hoffentlich noch sehr lange nahezu unberührt bleiben wird. Ich kenne wenige Orte, die mir zwar immer wieder viel abverlangt haben, mich aber auch nachhaltig so tief berührt haben in ihrer Reinheit und Schönheit.

Wenn Sie den Salar de Uyuni besuchen möchten, melden Sie sich. Das ist gewiss keine Region für Menschen, die gerne innerhalb ihrer Komfortzone bleiben. Aber für Fotografen und Reisende, die einzigartige Plätze lieben, ist der Salar de Uyuni innerhalb einer Bolivienrundreise ein einzigartiges Ziel – auch zusammen mit den abgelegenen Lagunen Verde und Colorado.

Ich wünsche Ihnen einen schönen zweiten Advent

Martina Ehrlich

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