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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 69 – der Tag der Toten in Bolivien

In Bolivien wird der „Dia de los Muertos“ jedes Jahr am 1. und 2. November gefeiert. Beide Tage sind als offizielle Feiertage anerkannt und man gedenkt den bereits verstorbenen Familienangehörigen. Obwohl wir dieses Fest auch im Christentum kennen, entstammt die Tradition dahinter in Bolivien einem indigenen Ritus. – Man hat das „alte indigene Fest“ einfach auf den christlichen Gedenktag an die Toten gelegt. So wurde das während der Kolonialisierung und Christianisierung mit vielem alten indigenen Brauchtum gemacht und man konnte es so bis in die heutige Zeit erhalten.

Am bolivianischen „Dia de los Muertos“ wird  Angehörigen, revolutionären Führern, Kampfgefährten, und Freunden gedacht und es wird versucht, auf mentaler Ebene mit ihnen in Kontakt zu treten. Diese beiden ersten Novembertage sollen Momente der Besinnung und der Erinnerung sein. Daraus entsteht wiederum die Verantwortung und Verpflichtung, selbst für wichtige Ideale einzustehen und sich für den Fortschritt für das Land Bolivien einzusetzen.

Bereits die Vorbereitungen für den „Dia de los Muertos“ werden sehr ernst genommen. Die bolivianische Regierung stellt Maurer und Maler bereit, um beschädigte Gräber zu streichen und zu reparieren. Die Familien bereiten sich vor, indem sie Vasen waschen, Grabsteine schrubben, Blumen austauschen und schon Tage vorher Essen, Getränke und Opfergaben kaufen.

Im Familien- und Freundeskreis werden sogenannte „Guaguas de Pan“ – figürliche Brotstücke – zubereitet und untereinander ausgetauscht. Zusammen mit der sogenannten „Colada Morada“ – einem Getränk aus lokalen Gewürzen wie Ishpingo, Nelken, violettem Maismehl, lokalen roten Früchten wie Mortiño, Erdbeeren und Ananas – werden sie verzehrt. Die roten Früchte färben das Getränk rot, was Blut symbolisieren soll. In einigen ländlichen Gebieten sind „Guaguas de Pan“ sowie „Colada Morada“ die Hauptopfergaben auf den Friedhöfen.

Der Ursprung der „Guaguas de Pan“ in Bolivien geht auf die Zeit der ganz alten Vorfahren zurück. Enrique Tasiguano, ein Anthropologe, stimmt der Geschichte zu, die von seinen Großeltern erzählt wurde: „Wenn die Kaziken (= Häuptlinge) starben, wurden sie mumifiziert und blieben so Teil der Gemeinde. Zu wichtigen Entscheidungen, bei Festen etc. wurden sie dazu geholt, denn ihre Meinung galt als extrem wichtig.“ Mit der Ankunft der Spanier wurde dieses Ritual verboten. Indigene haben eine große Achtung vor den Alten wie vor den Ahnen und so wollten sie die Verbindung zu ihren Volkswurzeln bewahren. Die „Guaguas de Pan“ wurden nurmehr ohne Arme und Beine hergestellt und ihr Glaube an die mentale Kontaktaufnahme mit den Verstorbenen wurde als Totenfest getarnt. Anfangs wurden sie von den Kindern noch mit Ruß aus dem Holzofen verziert, später und bis in die heutige Zeit wurde die Verzierung süßer und bunter… Bei der Zubereitung von Brot gibt es weitere symbolische Formen wie Engel als Begleiter und Beschützer, Stiere als Symbol für Wohlstand sowie Leitern, die den Toten helfen sollen, in den Himmel aufzusteigen.

Generell ist es sehr interessant, auf welche Art viele alte Kulturen in Bolivien ihrer Toten gedenken. Wenn beim Volk der Puruhá-Gemeinschaft (heute als Kichcha-Gemeinschaft bekannt) eine Frau ihren Ehemann verloren hat, betrauert sie diesen Verlust, indem sie sich ihr Gesicht schwarz bemalt und durch Getreidefelder kriecht. Dies soll ihren Kummer und ihre Sehnsucht nach ihrem verstorbenen Mann zum Ausdruck bringen. Beim Volk der berühmten Inka wird der Verlust in vielen Familien mit Schreien der Verzweiflung zum Ausdruck gebracht. Der große Sonnengott INTI wird angerufen, damit sein Licht den Verstorbenen auf dem Weg in die Ewigkeit begleitet.   

Am „Dia de los Muertos“ besucht man auf den Friedhöfen die Toten, isst gemeinsam mit ihnen, unterhält sich mit ihnen und fühlt sich mit ihnen verbunden. Es werden Mahnwachen abgehalten, extra üppigstes Essen zubereitet sowie Blumen als Geschenke mitgebracht. Blumen und Essen werden auch zu all den Orten gebracht, die mit dem Toten in Verbindung standen oder stehen. Neben dem Gebet spielt die Musik eine wichtige Rolle bei den Feierlichkeiten, um die Geister für ihre Rückkehr in die Unterwelt zu stärken. Gitarristen, Trompeter und Musikgruppen spielen Volkslieder, um den Besuch der Geister zu würdigen und ihnen eine glückliche Weiterreise zu wünschen. Freunde und Fremde sind gleichermaßen willkommen, an den Gebeten teilzunehmen, Essen wird geteilt und sich ausgetauscht.

Nach dem Ende der Feierlichkeiten und dem Abschluss der Abschiedsrituale kehren die Familien nach Hause zurück und warten ein weiteres Jahr, bis sie wieder mit ihren Lieben vereint sind.

Der Tod wird in Bolivien nicht als ein endgültiges Ende betrachtet, sondern als Fortsetzung des Lebens, sozusagen als eine Reise, von der man immer wieder zurückkehren kann in die Welt der Lebenden. Für die indigene Bevölkerung ist der „Dia de los Muertos“ ein Fest der Ewigkeit, das den Lebenden eine Zeit im Jahr bietet, um mit den Verstorbenen wieder vereint zu sein.

Haben Sie einen schönen Feiertag heute

Martina Ehrlich

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