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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 66 – das vergessene Land

An welche Länder denken Sie, wenn Sie an Südamerika denken?

Wahrscheinlich an so einige, aber nicht unbedingt gleich an Bolivien. Warum nicht? Was ist das für ein Land? Was gibt es dort eigentlich zu sehen? Lohnt es sich, nach Bolivien zu reisen?

Ich meine: eindeutig JA! Jahrelang leitete ich Touren durch Bolivien – und ich gebe zu, es war manchmal eine Herausforderung. Wenn Streik oder Straßenblockaden stattfanden, wenn es politische Querelen gab oder die sowieso zum Teil schlechten Pisten durch ungünstige Witterungsbedingungen noch holpriger wurden. All das kann das Reisen durch Bolivien erschweren. Auch ist das Land nicht so „touristen-angenehm“ ausgestattet wie sein großer nördlicher Nachbar Peru mit wunderschönen Unterkünften, einer Gastro, die ihresgleichen sucht und sonstigen „europäischen Annehmlichkeiten für Reisende“…

Bolivien ist unverfälscht, rau, anstrengend und manchmal schwer zu fassen. Aber genau das ist der Reiz dieses Landes, in dem man die Tragik der Kolonialgeschichte (die ja eigentlich ganz Lateinamerika betrifft) an etlichen Orten noch gut nachempfinden kann, z.B. bei einem Besuch der einstigen Silberminen von Potosí. Bolivien hat kein Machu Picchu – aber es hat traumhaft schöne Landschaften zu bieten wie beispielsweise den einzigartigen Salar de Uyuni, die größte Salzpfanne unserer Erde! Oder den Titicacasee mit der Sonnen- und der Mondinsel sowie die schneebepanzerte Königskordillere im Grenzgebiet zu Peru. Den malerischen Vulkankegel Sajama an der Grenze zu Chile mit Lagunen, Thermalbädern, Lama- und Alpakaherden – eine regelrechte Bilderbuchlandschaft… Dann das Tiefland mit den dorthin abfallenden Yungas, dem Amazonas mit abgelegenen grandiosen Nationalparks, Samaipata mit den Tafelbergen. Hinzu kommen ursprüngliche Märkte in kleinen Dörfern, die offizielle Hauptstadt des Landes Sucre mit herrlicher Kolonialarchitektur und die in ihrer Art wohl einzigartige Stadt La Paz mit dem größten Höhenunterschied einer urbanen Großsiedlung überhaupt. Ja – Bolivien hat viel zu bieten und lohnt einen Besuch!

Ich möchte Ihnen in den nächsten Wochen Bolivien vorstellen – als Land und als Reiseziel. Und auch wenn wir Bolivien noch nicht auf unserer Website als eigenständiges Reiseziel anbieten, so können wir Ihnen sehr gerne individuelle Reisen in diesem oft verkannten und besonderen Land anbieten. Wenn Sie also auf der Suche sind nach einem Reiseland, in dem Sie noch wirkliche Entdecker sein können und auch zum ein oder anderen Kompromiss bereit sind, dann ist Bolivien sicherlich eine gute Option. Ich lade Sie ein, gemeinsam mit mir auf Spurensuche zu gehen…

Den Anfang mache ich dort, wo die erste wirkliche Hochkultur Südamerikas entstanden ist, als es noch keine Staatsgrenzen im aktuellen Sinne gab. Auf dem aktuellen Staatsgebiet Boliviens liegt in 3.844 Metern Höhe die archäologische Stätte Tiwanaku – auch Tiahuanaco genannt. Der heute der Ruinenstätte nahegelegene Ort ist ein verschlafenes, staubiges Nest etwa 73 Kilometer von „La Paz“ und rund 20 Kilometer vom Titicacasee entfernt. Durch das harte Klima auf dem Altiplano ist das Leben dort noch nie einfach gewesen. Man nennt diese Region auch „das geizige Land“. Es diente schon in uralten Zeiten als Weideland für die südamerikanischen Kameliden Lamas, Alpakas und das wilde Vikunja. Mit der Hochkultur von Tiwanaku begann der systematische Anbau von Kartoffeln, Andenhirse und an den Ufern des Titicacasees sogar von Mais sowie Saubohnen.

Vermutlich war Tiahuanaco auch ein wichtiges politisches Machtzentrum, dessen Einflussgebiet zur Blütezeit nach Norden bis ins heutige Ecuador und nach Süden bis Nordchile reichte. Entsprechende Funde beweisen dies – und Tiwanaku wird als der historische Grundstein der bolivianischen Geschichte angesehen. Trotz der inzwischen intensiven Forschungsarbeiten über die einst hoch entwickelte Kultur gibt das Ruinenfeld immer noch viele Rätsel auf und lässt etliche Fragen offen. Da keine geschriebenen Quellen vorhanden sind, können die Forscher nur Vermutungen nachgehen. Hinzu kommt, dass die einstige große Stadt und Tempelanlage von nachfolgenden Kulturen als willkommener Steinbruch angesehen und geplündert wurde, so dass die noch vorhandenen Überreste der Fantasie etlicher Archäologen und anderer Forscher Flügel verliehen. Arthur Posnanski“ ist ein österreichischer Ingenieur und er hatte die inzwischen weltweit als widerlegt geltende Theorie, dass die Ursprünge von Tiwanaku bis auf 15.000 Jahre zurückgehen. Riva Agueros Theorie beruht auf einer großen Völkerwanderung auf dem südamerikanischen Kontinent. Die kämpferischen Aymara sollen über Tiwanaku hergefallen sein und das Urvolk von dort vertrieben haben. Die Vertriebenen wiederum flohen nach Norden, wo sich dann aufgrund des hohen mitgebrachten Wissens in der Steinbearbeitung, der Landwirtschaft und der Organisation rasch die Inkaelite bei den Ansässigen etablieren und entwickeln konnte.

Die Rekonstruktionsarbeiten seit den 1950-er Jahren ernteten auch sehr viel Kritik, da sie oftmals nur auf geringe fundierte Kenntnisse fußten und der Theorie des jeweiligen Projektleiters entsprechend vorangebracht wurden. Erst später floss Geld in fundierte Forschungs-, Grabungs- und Rekonstruktionsarbeit. Fundstücke wurden von anderen Orten wieder nach Tiwanaku zurückgebracht und fanden entweder in der Ruinenstätte oder im neu errichteten Museum ihren Platz. Das heute eingezäunte, teilweise restaurierte Areal umfasst rund 450.000 Quadratmeter und beherbergt die wichtigsten Tempel, Stelen sowie das Sonnentor

Man teilt die Zeit der Tiwanaku-Kultur in drei Phasen ein: 1. die „Periode der Siedlung“ von ca. 400-200 J.v.Chr., 2. die „Periode der Stadt“ – ca. 2.-4. Jahrhundert n.Chr. und 3. die „Periode des Imperiums“ – 4.-8. Jahrhundert n.Chr. Unklar ist bis heute der wirkliche Grund des plötzlichen Untergangs des Reiches. Etwa um 1.000 J.n.Chr. wurde die Stadt verlassen, Teile von ihr wurden zerstört und alles deutet auf eine überstürzte Flucht hin. Die Theorien reichen von einer Naturkatastrophe mit schrecklicher Dürre und dem Sinken des Wasserspiegels des Titicacasees (der einst bis zur Stadt reichte) über eine Invasion feindlicher Stämme bis hin zum Aufstand der Arbeiter gegen die oberen Kasten der Elite.

Alle Bauwerke von Tiwanaku wurden aus rötlichen Andesit- oder grauen Trachytblöcken errichtet. Die bis zu 130 Tonnen schweren Brocken mussten aus einem 17 Kilometer weit entfernten Steinbruch herangeschafft werden. Leider wurden die großen, überwiegend schön bearbeiteten Andesitblöcke der einstigen Bauten größtenteils abgetragen und zum Bau von Häusern der umliegenden benutzt. Auch die Kathedrale von „La Paz“, andere Kirchen und koloniale Paläste sowie der Gleiskörper der hiesigen Bahnlinie nach „Gaqui“ bestehen teilweise aus Steinen von Tiwanaku.     

Da die Bemalungen auf der Keramik dieser Zeit und die Stein- oder Textilarbeiten sehr unterschiedliche menschliche Darstellungen aufweisen, wird vermutet, dass Tiwanaku eine Pilgerstätte und ein Heiligtum war, zu dem die Menschen von weither kamen. Allerdings lebten nachweislich auch etwa 20.000 Menschen in Lehmhäusern um den Tempelbezirk. Des Weiteren geht man – wie schon erwähnt – davon aus, dass der Titicacasee damals bis an die Stadt reichte, da im Bereich Puma Puncu offensichtlich ein Hafen angelegt war. Das dadurch zur Verfügung stehende Wasser ermöglichte eine viel dichtere Besiedlung und eine groß angelegte Landwirtschaft. Das Klima muss damals milder gewesen sein als heute.       

Die komplette archäologische Stätte gibt Auskunft über die hochentwickelte Kultur von Tiwanaku. Sie wurden zu Meistern der Steinbearbeitung, sei es im Beschaffen riesiger Felsblöcke aus weiter Entfernung und deren Bearbeitung mit Steinwerkzeugen, oder sei es die sehr feine Reliefarbeit der Verzierungen wichtiger Steinmonumente. Sie erfanden das sogenannte Andenkreuz ebenso wie die meisterhafte Technik und Art der Verbindung von Steinen mit Metallklammern. Und sie entwickelten eine hervorragend an diese Naturregion angepasste Landwirtschaft der Kartoffelkultur mit Hilfe von Hochbeeten, der so genannten Sukakullos. Die komplette Anlage war nicht nur als heilige Pilgerstätte gebaut, sondern auch mit einem hochentwickelten Bewässerungs- und einem Abwassersystem ausgestattet. Es gibt künstliche Hügel, die wohl einst Pyramiden waren, unterirdische Tempel, Steinstelen, sogenannte Nagelköpfe in den Mauern bis hin zum berühmtesten Tiwanaku-Bauwerk – dem Sonnentor. Jedes Jahr wird auch heute noch die Wintersonnenwende im Juni als wichtigstes Andenfest am Sonnentor mit Musik, Tanz und Opfergaben gefeiert.                              

Haben Sie schon einmal von der Kultur der Tiwanaku oder Tiahuanaco gehört?

Bis nächste Woche

Martina Ehrlich

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