Alpakas stehen seit einigen Jahren bei uns hoch im Kurs. Alpakafarmen haben Hochkonjunktur, Babyalpaka-Produkte gibt’s im modischen Design, Alpakawandern bei Kindergeburtstagen ist „in“ und Alpakas werden auch therapeutisch eingesetzt.
Alpakas (Lama pacos oder Vicugna pacos – siehe untenstehend) sind die kleineren, stämmigeren und wolligeren Geschwister der Lamas. Sie erreichen eine maximale Schulterhöhe von bis zu 100 Zentimeter und ein Gewicht von durchschnittlich etwa 55 bis 65 Kilogramm, große Alpakahengste können jedoch auch bis zu 80 Kilogramm schwer werden. In ihrer Heimat – dem südamerikanischen Andenraum – gibt es aktuell mit rund drei Millionen ungefähr so viele Exemplare wie von den Lamas. Auch sie sind Herdentiere und tagsüber frei umherschweifende Haustiere der Andenbewohner, die abends zurück in ihren Pferch trotten, um sich dort zusammengerottet vor der Nachtkälte zu schützen. Wie die Lamas haben auch Alpakas ganz unterschiedliche Farben von Weiß über Beige, Hell-, Dunkel oder Rotbraun bis Schwarz und sind dabei entweder einfarbig oder gemustert aus verschiedenen Farben. Ihr heutiges Hauptlebensgebiet liegt in Südperu und in Bolivien rund um den Titikakasee bis hin zum Vulkan Sajama und zum Salar de Atacama.
Alpakafleisch ist genauso lecker und nahrhaft wie Lamafleisch, aber Alpakas werden bis heute vor allem wegen ihrer feinen Wolle gehalten. Schon früher nutze man Alpakas nicht als Lasttiere, denn sie sind dazu ungeeignet, sondern vor allem, um ihre Wolle mit der deutlich besseren Qualität (im Vergleich zur Lamawolle) zu verarbeiten. Selbstverständlich sind weiße Alpakas die wertvollsten wegen der uneingeschränkten Möglichkeiten beim Färben. Gibt ein Lama alle zwei Jahre etwa vier Kilogramm Wolle, so liegt der Ertrag bei Alpakas bei etwa fünf Kilogramm alle zwei Jahre. Die Wolle von Lamas wird wegen ihrer Widerstandsfähigkeit geschätzt, die der Alpakas wegen ihrer feinen weichen Fasern. Diese Fasern sind in der Mode- und Textilindustrie sehr gefragt und eignen sich besonders für Kleidungsstücke, die direkt auf der Haut getragen werden. Je jünger das Alpaka, desto weicher und feiner die Wolle – im Handel zu unterscheiden mit dem Beinamen Babyalpakawolle und deutlich teurer als die normale Alpakawolle. Im Vergleich zu anderer Wolle ist Alpakawolle bekannt für ihre hypoallergenen Eigenschaften, was sie zu einer idealen Wahl für Menschen mit sensibler Haut macht. Darüber hinaus übertrifft sie andere Naturfasern in Bezug auf Weichheit, Wärme und Haltbarkeit.
Zusätzlich sind zwei Alpakatypen, was die Zusammensetzung der Wollfasern angeht, zu unterscheiden: erstens das „Huacaya“ und zweitens das „Suri“. Das Huacaya besitzt eine gleichmäßig gekräuselte feine Faser und einige etwas längere Deckhaare. Beim Suri bildet das lange Fell gelockte, gerade Strähnen, die am Körper hinunterhängen. Man könnte sagen – das Suri ist der Hippie unter den Kleinkamelen…
Eine Besonderheit bei den Alpakastuten ist, dass der Eisprung durch den Deckakt ausgelöst wird, was sie das ganze Jahr über dazu befähigt, erfolgreich gedeckt zu werden. Nach einer Tragzeit von knapp einem Jahr bringt das Muttertier in der Regel ein Fohlen zur Welt. Jungtiere werden ein gutes halbes Jahr lang gesäugt und erreichen dann nach einem oder zwei Jahren ihre Geschlechtsreife. Die Lebenserwartung von Alpakas liegt zwischen 20 und 25 Jahren.
Doch woran kann man Alpakas von den Lamas eindeutig unterscheiden? – Gleich vorneweg: eindeutig ist dies ab und an kaum möglich, denn beide Arten kreuzen sich im freien Auslauf untereinander und werden zum Teil auch bewusst miteinander gekreuzt, um bestimmte positive Eigenschaften zu verstärken. Grundsätzlich erscheinen Lamas oft größer und robuster als Alpakas. Lamaohren sind länglich und bananenförmig, während Alpakas eher kleinere, speerförmige Ohren besitzen. Die Gesichtszüge sind ebenfalls verschieden. Lamas haben ein längeres Gesicht, Alpakas ein kürzeres, schaf- oder teddybärähnliches. Vom Verhalten her sind Alpakas zurückhaltender und ruhiger als Lamas, sie spucken auch weniger häufig und sind friedfertiger.
Lange Zeit war man sich in der Wissenschaft zu nahezu hundert Prozent sicher, dass Alpakas wie die Lamas vom Guanako abstammen und daraus als Haustierform gezüchtet wurden. Unter anderem galt die Hirngröße des Alpakas dafür als Beweis, denn Haustiere haben i.d.R. ein kleineres und leichteres Gehirn als ihre Wildform. Es gab aber immer schon Kritiker dieser Theorie, die eher das Vikunja als Wildform der Alpakas annahmen, was nun wohl laut neuen DNA-Untersuchungen 2001 wurden diese durch bestätigt wurde. Aus diesem Grund wird nun oft der bisher genutzte wissenschaftliche Name „Lama pacos“ durch „Vicugna pacos“ ersetzt.
Was eine von mir bisher noch unerwähnte Besonderheit bei allen vier Neuweltkamelen ist, sind ihre Toilettenplätze. In Gebieten, in denen Kleinkamele – ob Guanako, Vikunja, Lama oder Alpaka – umherschweifen, fallen allerorten dunkelbraune, meist nahezu kreisrunde und im Durchmesser ein bis drei Meter große, von weitem wie Lachen aussehende „Flecken“ auf. Bei näherem Hinsehen erkennt man, dass dies jeweils eine Ansammlung von kleinen Kotkötteln ist. Kleinkamele bringen ihren Jungen von Geburt an bei, dass sie nicht einfach überall ihr Geschäft verrichten, sondern dazu ganz bestimmte Plätze aufsuchen sollen. Fast die ganze Herde hält sich daran. So ist es für die Andenbewohner auch ein Leichtes, den Kot einzusammeln und getrocknet als Brennmaterial zu nutzen.
„Haben Sie eine Lieblings-Kamelart? Welche?“
Kommen Sie gut durch die nächste Woche
Martina Ehrlich