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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 63 – „Drama-Lama?“

Heute geht es um das Lama. Was verbinden Sie damit? Kuschelig – sympathisch – menschenfreundlich – Spucken – Lamawandern – schöne Augen – Südamerika? Meist werden alle vier Arten der Kleinkamele schlicht als Lamas bezeichnet, was auch irgendwie ein bisschen stimmt, denn oft werden Guanakos, Vikunjas, Alpakas und Lamas unter dem Sammelbegriff LAMAS zusammengefasst.

Das eigentliche Lama (Lama glama) gehört neben dem Alpaka zu den beiden domestizierten Kleinkameliden. Sein Hauptverbreitungsgebiet sind die Anden Perus und Boliviens, sie kommen jedoch auch in anderen Regionen der Länder Kolumbien, Ecuador, Chile und Argentinien vor und können sich wunderbar an ihr Lebensumfeld anpassen. Sie kommen im Tiefland und an der Küste ebenso zurecht wie im Hochgebirge bis über 4.000 Metern über dem Meeresspiegel, können Grasland wie Halbwüsten und Buschsteppen besiedeln. Sogar schwimmen können sie.

Es soll heutzutage um die drei Millionen Lamas in den südamerikanischen Anden geben – vorwiegend zur Nutzung ihres Fleisches und ihrer Wolle. Sie können eine Schulterhöhe von bis zu 140 Zentimeter und ein maximales Gewicht von bis zu 150 Kilogramm erreichen. Damit sind sie die größten und schwersten der vier Kleinkamele. Lamas werden 15 bis 20 Jahre alt.

Lamas stammen nachweislich vom Guanako ab, was bedeutet, dass die frühen Andenbewohner gelernt haben, die wilden Guanakos einzufangen und nahe bei ihren Behausungen zu halten. So wurden die Tiere im Laufe der Generationen immer menschenfreundlicher und man bezeichnet sie heute als Haustiere. Archäologische Befunde und DNA-Analysen stützen die Annahme einer unabhängigen Domestizierung an unterschiedlichen Orten in den Anden wie zum Beispiel in der Weißen Kordillere sowie im Colca Canyon Perus.

Trotz Domestizierung sieht man Lamas über weite Flächen fruchtbarer Hochanden schweifen und hat das Gefühl, sie sind frei und gehören niemandem. Dieser Schein trügt, denn meist sitzt irgendwo weit entfernt ein Hirte oder eine Hirtin gut getarnt im Schatten eines Strauches oder kleinen Hügels. Dies sind oft Jungen oder Mädchen oder ältere Menschen, die darauf achten, dass den Tieren niemand zu nahekommt oder sie womöglich stielt. Traditionell tragen die Herdenhüter Steinschleudern mit sich, um unliebsame Menschen oder Tiere damit verjagen zu können. Abends kehren die Lamas dann zu den Häusern ihrer Besitzer zurück, wo sie sich in sogenannten „Corales“ – Pferchen – eng aneinander kuscheln gegen die Kälte der Nacht.

Lamas gelten als Herden- und klassische Fluchttiere. Interessant ist, dass bei den Lamas immer die weiblichen Tiere ranghöher sind als die männlichen, d.h. eine Leitstute führt die Herde. Männliche Lamas verteidigen die Herde und liefern sich Rangkämpfe mit anderen Hengsten. Bereits ihre Körpersprache signalisiert dem Umfeld die Stimmungslage. Aufgerichtete Ohren sowie ein hängendes Schwänzchen zeigen ein entspanntes Lama. Dreht sich der Schwanz nach oben, drückt dies erste Aufmerksamkeit und Anspannung aus. Werden dann noch die Ohren hinten angelegt, zeigt ein Lama seine Kampfbereitschaft. Wenn sich dann noch Ober- und Unterkiefer gegeneinander bewegen und ein gurgelndes Geräusch hörbar ist, kann sich der Eindringling auf einen unangenehmen schleimigen Spucker aus halb verdautem Mageninhalt gefasst machen… Ursache fürs Spucken gibt es viele wie Kämpfe um die Rangordnung, Futterneid oder wenn ein Weibchen dem Hengst signalisiert, dass es nicht zur Paarung bereit ist. Ansonsten sind Lamas jedoch sehr, sehr friedliche Tiere.

Wie bei vielen Haustierarten, ist auch bei den Lamas die Farbe sehr unterschiedlich. Es gibt einfarbig weiße, beige, hell- und dunkelbraune sowie schwarze Lamas ebenso wie gefleckte, geschenkte oder gepunktete Lamas. Sogar eine Mischung aus all dem ist möglich. Für die Weiterverarbeitung der Wolle sind natürlich die weißen Lamas die wertvollsten, da diese problemlos in alle Farben gefärbt werden kann. Für die Andenbewohner heilig und ein Zeichen ihrer Götter sind Lamas, die zweifarbig geboren werden. Die Trennlinie dieser „heiligen Tiere“ verläuft dabei genau in der Körpermitte, d.h. solch ein Lama ist zum Beispiel vorne vom Kopf bis zur Bauchmitte komplett weiß und ab der Bauchmitte bis zum Schwanz schwarz oder dunkelbraun. Solche Lamas spiegeln die Spiritualität der Indigenen wider, die sich in der Dualität der Dinge begründet. „Heiligen Lamas“ wurden zu bestimmten Anlässen den Göttern geopfert. Noch heute wird in den Anden zum „Fest der Pachamama“ – Mutter Erde – ein Lama geschlachtet und geopfert. Und auf vielen indigenen Märkten Boliviens werden getrocknete Lamaembryos zum Verkauf angeboten, um sie Opfergaben zu verschiedenen Anlässen beizulegen oder in die vier Ecken des Fundamentes eines neuen Hauses einzuzementieren, was den Bewohnern Glück bescheren soll.

Lamas gelten schon immer als „gute Begleiter des Menschen“ während ihres irdischen Daseins. In früheren Zeiten wurde tatsächlich ALLES von den Lamas verwertet: zu Lebzeiten wurde das Lama als einzig verfügbares Lasttier genutzt. Pferde, Mulis und Esel wurden erst von den Europäern nach Südamerika gebracht und ersetzten das Lama als Lasttier weitestgehend. Nur in sehr abgelegenen Gegenden kann man noch Karawanen von bepackten und mit bunten Troddeln verzierten Lamas begegnen. Transportiert werden Salz, Mineralien und Lebensmittel, wobei sie mit einer Last von bis zu 50 Kilogramm je nach Gelände bis zu 30 Kilometer weit zurücklegen können. Wird einem Lama seine Bürde jedoch zu schwer, tritt es in einen Gehstreik und legt sich einfach auf den Boden. Es steht erst wieder auf, wenn die Last verringert wird. Vielleicht rührt daher der Beiname – ähnlich wie beim Esel – „stures Lama“?

Lasttieren lässt man auch heute noch die dichte Wolle an Rücken und den Bauchseiten als Polster stehen. Natürlich wurde und wird auch die Wolle genutzt, wobei die Wolle von Alpakas weicher und wertvoller ist. Die Exkremente von Lamas dienen getrocknet als Brennstoff. Das Fleisch von Lamas ist – je nach Alter des Tieres (ähnlich unseren Rehen und Rindern) – sehr schmackhaft. Aus den Häuten der Tiere wurde Leder für verschiedene Zwecke gewonnen, aus dem Lamafett wurden Kerzen gemacht und aus den Knochen wurden Werkzeuge hergestellt. Für die frühen Zivilisation und so auch die der Inka war das Lama von außerordentlicher Bedeutung für das Überleben ihrer Gesellschaften. Zur Zeit der spanischen Eroberung Anfang des 16. Jahrhunderts sollen von den Inka über zehn Millionen Lamas in ihrem großen Reich gehalten worden sein…

Auch Lamas haben seeehr lange Wimpern – vielleicht sind sie uns deshalb so sympathisch. Haben Sie schon mal tief in die Augen eines Lamas geschaut? Sie sind tatsächlich zum Verlieben. 😊

Bis nächste Woche

Martina Ehrlich

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