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Martina Ehrlich

Ab sofort erscheint auf unserer Homepage immer freitags ein neuer Blog-Beitrag zu den unterschiedlichsten Regionen und Themen rund um Lateinamerika. Martina berichtet Aktuelles, Informatives, Skurriles und Spannendes vom Kontinent des Kolibris, erzählt Geschichten vom Reisen bis hin zu praktischen Tipps für die Vorbereitung Ihrer eigenen Reise.

Vom Kontinent des Kolibris 52 – die Nasca Linien

Haben Sie schon mal etwas von den „geheimnisvollen Linien der Wüste“ gehört?

Eines der großen Geheimnisse, die sich die peruanische Küstenwüste bis in die Gegenwart bewahrt, liegt etwa 440 Kilometer südlich von Perus Hauptstadt Lima auf 620 Metern über dem Meeresspiegel und etwa 50 Kilometer östlich des pazifischen Ozeans. Die Lage dieses Wüstenabschnitts hat zur Folge, dass sich der für die Region typische Morgennebel ganzjährig durch Sonnenschein und die über der Wüste entstehende Hitze auflösen kann. Regen gibt es durchschnittlich nur etwa 20 Minuten im Jahr!

Wenn man von Lima aus der berühmten „Panamericana Sur“ folgt, erreicht man zwischen den Kilometermarkierungen 419 und 445 die sogenannten „Scharrbilder von Nasca“. Von einem direkt an der Straße errichteten, einfachen Metallturm kann man ein paar Linien und Figurenfragmente erkennen, um jedoch einen wirklichen Eindruck der Nasca Linien zu bekommen, muss man die Vogelperspektive einnehmen und darüber fliegen. In der heute um die 35.000 Einwohner zählenden, nahe gelegenen Stadt Nasca hat man sich bestens darauf eingestellt und kann entsprechende Flüge in kleinen Cessna Maschinen buchen.

Wer diesen mitunter wackeligen Flug wagt, bei dem ist Staunen vorprogrammiert. Was um Himmels Willen hat Menschen in solch einer unwirtlichen Wüstenregion dazu veranlasst, auf einer Fläche von insgesamt 450 Quadratkilometern lange gerade Linien über Hügel und Täler hinweg, geometrische Formen sowie figürliche Darstellungen zu hinterlassen? Für wen und warum? – Die Linien werden schon seit vielen Jahrzehnten erforscht. Es gibt unterschiedlichste Erklärungsversuche, aber bislang gelang es keinem Forscher, eine eindeutige gesicherte Theorie zu etablieren. Bis heute bleiben Fragen offen, warum und wie die Menschen diese Bilder und Formen geschaffen haben.

Figürliche Darstellungen findet man am dichtesten in der Pampa de San Jose, die sich auf ca. 25 Quadratkilometern am südlichen Ufer des Rio Ingenio erstreckt und die das Ziel der Rundflüge ist. Mit Hilfe von Luftaufnahmen wurden insgesamt 227 geometrische Formen gefunden, die größer als 35 Quadratmeter sind und es überwiegt die Trapezform. Als gesichert gilt, dass die Herstellung der mysteriösen Linien sich über viele Generationen hingezogen haben muss, weil sich die Bilder und Linien stark überlappen. Man ordnet die Wüstenscharrbilder der Paracas- und der darauffolgenden Nasca-Kultur zu, was sie damit zwischen 300 v. Chr. bis 600 n. Chr. datiert, da die Darstellungen der Wüste denen auf den Textilien und Tongefäßen dieser Kulturen gleichen. Zu den berühmtesten figürlichen Darstellungen gehören ein Affe, ein Kolibri, eine Spinne, ein Orca, ein Pelikan sowie eine Eidechse. Da diese Figuren, geometrischen Darstellungen sowie die viele Kilometer langen Linien nur aus der Luft zu sehen sind, fragt man sich natürlich, wie hoch entwickelt die Völker zu dieser Zeit wohl waren, um solch mächtige Bilder in die Wüste zu „zeichnen“? Wie hoch müssen die mathematischen Kenntnisse gewesen sein?

Leider gibt es keine Überlieferungen über die Zeichen selbst oder über deren Sinn. Im späteren Zeitverlauf haben sich Menschen aus dem Hochland in der Region mit anderen Bräuchen und Lebensphilosophien niedergelassen. Sie dachten, die Linien seien alte Inka-Pfade. Der spanische Eroberer „Pedro Cieza de León“ berichtete 1553 von den Nazca-Linien und deutete sie als Wegmarkierungen. Der spanische Verwaltungsbeamte „Luis Monzón“ hingegen interpretierte Überreste von alten Straßen in die Linien.

Die ersten Archäologen, die in das Gebiet kamen, waren der Peruaner Toribio Mejia Xesspe und der Amerikaner Alfred Kroeber. Sie suchten 1926 in der Wüste nach Gräbern der Nasca-Kultur und beschrieben in ihren Berichten die Linien ebenfalls als alte Inka-Wege.

Erst durch den Einsatz erster Flugzeuge in Peru wurde im Jahre 1930 durch die Piloten das Ausmaß der mit Linien überzogenen Hochebene bekannt. Man konnte sich die wie „Wüstenlandebahnen“ anmutenden Trapeze, Dreiecke und die unzähligen Linien nicht erklären. Dies war die Zeit, in der immer mehr Wissenschaftler in die Pampa kamen, um des Rätsels Lösung zu suchen. Die entsprechenden, angeblich fundierten Theorien hatten in der Regel immer just mit dem Spezialgebiet des Forschenden zu tun.

Nach Toni Morrison z.B. sind die großen Flächen zeremonielle Versammlungsorte und die Linien rituelle Pfade für eine Bewässerungszeremonie. Wasserkult hat für ein Volk in der Wüste eine herausragende Rolle, da ohne Wasser und wasserführende Flüsse keine Bewässerung und damit kein Leben möglich war. Man hat in der Nasca-Ebene auch viele Spondylus-Muscheln gefunden, die ebenfalls als Zeichen des Regenkultes gelten.

Dann gab es unter Davis Johnston Messungen, die einen Zusammenhang zwischen den Linien und unterirdischen Grundwasserströmungen herstellen sollte als Zeichen für die Bewohner, wo unterirdischen Flüsse für die Bewässerung der Landwirtschaft genutzt werden können.

Andere Interpretierten die Figuren als „fliegende Schamanen in Tiergestalt“, die die Menschen nach dem Konsum von Drogen inspirierten. Andere sprachen von Vorlagen zu Choreographien für rituelle Tänze. Jim Woodman meinte, die Inkas seinen fähig gewesen, mit Heißluftballonen zu fliegen, um damit die Nasca Linien zu überfliegen. Eine der bekanntesten Theorien ist sicherlich auch die von Erich von Däniken, der meint, die ganzen Linien, Trapeze und andere geometrische Formen seinen Landebahnen für Außerirdische und mit den Figuren wollte man sich diese wohlgesonnen stimmen.

Aktuell findet man auf der Suche nach den Nasca Linien folgenden Wikipedia-Eintrag: „Eine systematische Erkundung und Vermessung zusammen mit archäologischen Grabungen zwischen 2004 und 2009 im Umfeld und zum Teil in den Linien konnte ihre Entstehung und ihren Zweck mit hoher Wahrscheinlichkeit klären: Es handelt sich demnach um Gestaltungen im Rahmen von Fruchtbarkeitsritualen, die zwischen 800 v. Chr. und 600 n. Chr. angelegt und durch periodische Klimaschwankungen veranlasst wurden.“ – War das so?

Die Entstehung der Scharrbilder gilt tatsächlich als geklärt: man hat die oberste dunkle sorgsam abgetragen, so dass die helle, sandige Schwemmerde darunter zum Vorschein kam. Die obere Schicht besteht aus einem rostroten Gemisch aus Eisen- und Manganoxiden – also Steinen, die in Kontakt mit der Luft oxidieren, einen so genannten Wüsten-Lack oder Wüsten-Firnis aufzeigen und deshalb dunkler sind. Die Abtragungen sind bis zu 30 Zentimeter tief. Die Ränder wurden verstärkt mit sauber aufgeschütteten dunklen Steinen, die aus der Linie entfernt wurden. Und weil diese Region zu den regenärmsten Gebieten der Erde zählt, werden die so entstandenen Geoglyphen nicht vom Regen oder von Überschwemmungen zerstört. Feinde des einzigartigen Kulturguts sind in der Gegenwart Winderosion sowie Fahrzeug- und Menschenspuren. Alle Figuren wurden aus einer einzigen fortlaufenden Linie geschaffen. Gerade Linien wurden mithilfe von gespannten Seilen und Spiralen und Kreise mithilfe von Seilen und Pflöcken gezeichnet. Unklar ist, ob für die Figuren eine Vorlage als Zeichnung existierte. durch Entfernung der oberen Gesteinsschicht, die von Wüstenlack überzogen ist (negatives Relief).

Auch Paul Kosok war ein Historiker, der sich stark für Archäologie und im speziellen für alte Bewässerungssysteme interessierte. Er kam 1941 nach Nasca und beschäftigte sich mit den Linien. So entstand am 21.Juni – dem Tag der Wintersonnenwende – ein Foto, auf dem er neben einer Linie zu sehen ist, an deren exaktem Ende am Horizont die Sonne unterging. Seine Theorie war damit klar: „Auf der Pampa von Nasca befindet sich der größte astronomische Kalender der Welt!“  Er selber schaffte es nie, seine Theorie wirklich mit „Beweisen“ zu untermauern. Allerdings hatte er eine gelehrige Schülerin, die in seinem Namen weiter forschte und letztendlich dadurch die Linien von Nasca berühmt machte: die Deutsche Maria Reiche…

Und darüber möchte ich nächste Woche schreiben

Bis dahin, Martina Ehrlich

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2 Gedanken zu „Vom Kontinent des Kolibris 52 – die Nasca Linien“

  1. Danke für den schönen Artikel, wir waren sehr beeindruckt von den Linien und erstaunt, dass sie meist nicht sehr tief waren und trotzdem so gut sichtbar. Einer der Höhepunkte unserer Peru Reise!

    Antworten
    • Liebe Gabi und lieber Andy,
      vielen Dank für Euren Kommentar. Ja, die Nasca Linien sind wirklich mega beeindruckend…
      Und ich persönlich freue mich jetzt schon sehr auf unser nächstes gemeinsames Reiseabenteuer im September nach Costa Rica und Panama!
      Herzliche Grüße Martina

      Antworten

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